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EU-Verordnung - CO2 Autoklimaanlagen ab 2011

01 September, 2008

Die Deutsche Umwelthilfe fordert von Autoherstellern CO2 Autoklimaanlagen ab 2011.


Umweltorganisation fürchtet Wortbruch der deutschen Autokonzerne, deren Präsident Matthias Wissmann 2007 die Abkehr von chemiebasierten Kältemitteln verkündet hatte - Stattdessen Entwicklung neuer Autoklimaanlagen auf Basis eines brennbaren Chemikaliencocktails aus der US-Industrie - CO2 Autoklimaanlagen sind technisch anspruchsvoller aber auch umweltfreundlicher, effizienter und für die Autohalter günstiger - DUH-Geschäftsführer Resch warnt vor "erneutem Wortbruch der Automobilindustrie zu Lasten von Klima- und Verbraucherschutz"

Nach Monaten des Lavierens haben sich die deutschen Autohersteller erneut gegen den Umwelt- und Klimaschutz und für vermeintliche ökonomische Vorteile entschieden. Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) verabschieden sich die Autokonzerne derzeit klammheimlich von ihrem im Herbst 2007 anlässlich der so genannten "Grünen IAA" verkündeten Beschluss, künftig bei Autoklimaanlagen ganz auf das umweltfreundliche Kältemittel CO2 zu setzen und die Entwicklung chemischer Alternativen einzustellen. Sie düpieren damit auch den 2007 ins Amt geholten Präsidenten des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann.

Der frühere Verkehrsminister hatte pünktlich zur Internationalen Automobilausstellung (IAA) im Herbst 2007 über die Presse verkündet: "Der Einsatz der bisher bekannten neuen chemischen Kältemittel wird nach gründlicher Untersuchung nicht weiter als eine Alternative verfolgt. Deutsche Hersteller und Zulieferer haben vereinbart, in Zukunft bei Autoklimaanlagen nur noch natürliche Kältemittel einzusetzen, die für die Umwelt die geringste Belastung bedeuten und alle künftigen europäischen Grenzwerte deutlich unterbieten". Damit schiebe sich die deutsche Autoindustrie auf diesem "ökologisch bedeutsamen Feld an die Weltspitze". Er gehe davon aus, sagte Wissmann weiter, "dass zu Beginn des nächsten Jahrzehnts diese Klimaanlagen in der Großserie zum Einsatz kommen". Für die Einhaltung dieser ein Jahr alten Ankündigung spricht im Moment fast nichts.

Nach Recherchen der DUH passen alle deutschen Autobauer - entgegen den Beschlüssen ihrer Vorstandsvorsitzenden im VDA-Vorstand aus dem Herbst 2007 - ihre bisherige Pkw-Klimaanlagentechnik an die Chemikalie "1234yf" an, die das heute verwendete Kältemittel R134a ersetzen soll. Dessen Einsatz in Neufahrzeugen ist ab 2011 EU-weit verboten. Umweltfreundliche Klimaanlagen auf Basis des natürlichen Kältemittels CO2 werden hingegen nicht oder nur mehr halbherzig für einzelne Pkw-Modelle entwickelt. Das bisher eingesetzte Kältemittelmittel R134a hat ein Treibhauspotenzial (GWP-Wert) von 1.300 - das heißt, die Chemikalie schädigt das Klima 1.300-mal stärker als Kohlendioxid. In drei Jahren dürfen Kältemittel in neuen Fahrzeugklimaanlagen den GWP-Wert von 150 nicht mehr überschreiten; die EU-Kommission hat R134a somit ab 2011 verboten. Das natürliche Kältemittel Kohlendioxid hingegen, in diesem Zusammenhang auch "R744" genannt, hat lediglich ein Treibhauspotenzial von Eins.

Über die Chemikalie 1234yf, ein Gemisch aus mehreren Komponenten, ist auch in Fachkreisen wenig bekannt. Außer den Herstellern kennt niemand die genaue chemische Zusammensetzung, Chemiker rätseln in Internetforen über die Verbindungsstruktur. Sicher ist jedoch, dass 1234yf entzündlich und brennbar ist. Der aus Sicht der Autohersteller entscheidende Vorteil liegt darin, dass der Chemikaliencocktail ohne Umkonstruktionen in den heute gängigen Autoklimaanlagen eingesetzt verwendet werden kann.

"Zuerst verschlafen die deutschen Autohersteller den Trend zu sauberen und spritsparenden Antriebstechnologien. Nun brechen sie auch noch die letzte zukunftsgerichtete Zusage für den Verbraucher- und Klimaschutz. Wenn sich endgültig herausstellt, dass bei den Autoklimaanlagen die damaligen klaren Zusagen mehr mit der bevorstehenden ´grün gewirkten´ Automobilmesse zu tun hatten, als mit ernsthaften Vorbereitungen auf eine ökologisch fortschrittliche Technik, dann droht wirklich der Offenbarungseid", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die DUH hatte die VDA-Entscheidung im vergangenen September als ersten Schritt zur Wiederherstellung der klimapolitischen Glaubwürdigkeit der deutschen Autohersteller begrüßt. Auch das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium sehen im Einsatz von CO2 als Pkw-Kältemittel die Zukunft.

Resch rief die Unternehmen auf, ihrer Verantwortung für Klima und Umwelt gerecht zu werden und die im VDA-Vorstand von den Spitzenmanagern der fünf größten deutschen Pkw-Hersteller im letzten Jahr persönlich getroffene Entscheidung für den Einsatz des natürlichen Kältemittels CO2 und den Stopp an der Entwicklungsarbeit an chemischen Alternativen nun wirklich umzusetzen. "Bisher vermissen wir jegliches Signal, dass die Hersteller den gesetzlichen und klimapolitischen EU-Anforderungen entsprechen wollen", sagte Resch "Die EU-Verordnung gilt bereits ab 2011, die technischen Entscheidungen über die zukünftigen Fahrzeugmodelle werden in diesem Moment getroffen. Was wir jetzt brauchen ist ein klares Signal für den Klimaschutz und kein neues Glaubwürdigkeitsdebakel der deutschen Autobauer."

Nach den Recherchen der DUH wird das Kältemittel 1234yf um ein Vielfaches teurer als das bisherige Kältemittel R134a sein, dessen Patentschutz gerade ausläuft und das künftig in Asien für einen Bruchteil der Kosten des patentrechtlich geschützten neuen Chemikaliencocktails hergestellt werden wird. Damit sei zu befürchten, dass der Klimakiller R134 a auch zukünftig als kostengünstiges Nachfüll-Kältemitel weltweit zum Einsatz kommt, selbst wenn später die Erstbefüllung mit 1234yf erfolge. Die klimaschädlichen Gase würden weiter in die Atmosphäre gelangen, die Ziele der EU-Verordnung damit von der Autoindustrie ausgehebelt. Die Einführung des natürlichen Kältemittels CO2 hingegen vermeide unnötige Emissionen und trage so zum Erreichen der Klimaschutzziele bei. www.duh.de

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