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Alternativen zum Diesel: Von Elektro über Hybrid bis Wasserstoff

10 September, 2018

Wie sieht es mit Anschaffungskosten, PKW-Steuer, Versicherungskosten sowie Treibstoffkosten im Vergleich zum Diesel aus?


Die Debatte um Diesel-Fahrverbote in schadstoffbelasteten Städten hat den Ruf des Selbstzünders schwer beschädigt. Von Panikverkäufen ist abzuraten, denn wer jetzt seinen älteren Diesel verkauft, der muss mit erheblichen Einbußen rechnen. Wer es sich leisten kann, sollte mit einem Umtausch bis kommendes Jahr warten, dann kommt die Euro-Norm 6d TEMP, mit der keine Einschränkungen zu befürchten sind. Wer einen Neuwagenkauf plant, der sollte vor allem die Alternativen testen, die Vor- und Nachteile der zur Verfügung stehenden Antriebsarten mit den eigenen Ansprüchen abgleichen und insbesondere die Verbrauchswerte genau prüfen. Der Autoclub ACE gibt einen Überblick.

Der Benziner: der Klassiker

Vorteile: Weit geringere Anschaffungskosten als bei Diesel-Autos. Auch die Kfz-Steuer und Versicherungskosten von benzinbetriebenen Fahrzeugen sind niedriger. Zwar haben neue Dieselmotoren inzwischen einen geringeren CO2-Ausstoß als Benziner. Dafür erzeugen Benziner bei der Verbrennung weiterhin weniger Stickoxide.

Nachteile: Der Kraftstoffverbrauch und die daraus resultierenden klimaschädlichen CO2–Emissionen sind höher als jene neuer Diesel-Fahrzeuge. Achtung bei Benzinern mit Direkteinpritzung.

Modellangebot: vielfältig, empfehlenswerte saubere und effiziente Modelle sind u.a. der Citroen C3 Pure Tech, Toyota Yaris 1,0, VW Golf, 1,5 TSI ACT BlueMotion.

Kosten: Anschaffungskosten sowie Kfz-Steuer und Versicherungskosten sind ebenso wie die Treibstoffkosten im Vergleich zum Diesel geringer.

ACE-Tipp: Achtung bei Benzinern mit Direkteinspritzung. Diese sind zwar sparsamer, seit längerem wird jedoch auf die Gesundheitsgefährdung ohne Filter hingewiesen. Für den Gebrauchtwagenkauf sind Benzin-Direkteinspritzer nur noch mit Rußpartikelfilter (oder ab Euro 6c) zu empfehlen. Die neue Abgasnorm Euro 6c erlaubt Ottomotoren mit Direkteinspritzung nur noch ein Zehntel des bislang maximal geduldeten Rußpartikelausstoßes. Seit September 2017 ist sie für alle neu typgeprüften Fahrzeuge Pflicht. Seit September 2018 gilt sie für alle ab diesem Zeitpunkt neu zugelassenen Autos. Beim Neuwagenkauf besteht somit kein Risiko. Benziner ohne Partikelfilter könnten hingegen bald aus den Umweltzonen ausgeschlossen werden.
Das Elektroauto: Alternative für Pendler, die zu Hause oder am Arbeitsplatz laden können

Vorteil: Kein Ärger mit NOx, weniger Probleme mit Feinstaub und lokalem CO2-Ausstoß. Richtig rund wird es, wenn der Strom aus regenerativer Erzeugung kommt. Darüber hinaus fallen die Betriebskosten der Stromer deutlich niedriger aus als bei Verbrennern.

Nachteil: Die Autos sind trotz Kaufprämie noch immer teuer, die Reichweite (400 – 500 km) ist eingeschränkt und so gilt es zu beachten, je schwerer das Auto ist, umso mehr Strom benötigt es.

Modellangebot: Zu den Bestsellern im Volumensegment zählen derzeit der Smart Fortwo Electric Drive, Renault Zoe, VW E-Golf, BMW i3 und Nissan Leaf. In der Luxusklasse ist Teslas Model S das beliebteste E-Auto.

Kosten: Der Aufpreis gegenüber vergleichbaren konventionellen Modellen liegt oberhalb von 10.000 Euro. Die E-Auto-Förderung in Höhe von 4.000 Euro gleicht das nur teilweise aus. Wer günstig an Strom kommt – etwa beim Arbeitgeber – tut ebenfalls etwas für Amortisierung. Fakt aber bleibt, das E-Auto lohnt sich für Pendler mit kurzen bis mittleren Distanzen, die einfach laden können.
Das Erdgasauto: Alternative für regelmäßig Fahrende, zum Beispiel Familien, vor allem in Ballungsräumen

Vorteil: Erdgasmotoren vereinen die Vorteile von Diesel und Benziner. Sie stoßen durchschnittlich 18 Prozent weniger CO2 aus als Benziner und 90 Prozent weniger Stickoxide als Diesel. Zudem ist Erdgas günstig, weil es steuerbegünstigt ist.

Nachteil: In Deutschland gibt es derzeit nur 1.000 Tankstellen, unglücklicherweise ist gleichzeitig die Reichweite von Erdgasautos relativ gering (zirka 500 Kilometer). Die Erdgaswirtschaft ist jedoch dabei, das Tanknetz auch an Autobahnen auszubauen, zukünftig soll jede zehnte konventionelle Tankstelle den Kraftstoff Erdgas anbieten. Zudem können die meisten Erdgasautos auch mit Benzin betrieben werden.

Modellangebot: Derzeit gibt es mehr als 20 Modelle namhafter Hersteller als Serienfahrzeuge, darunter auch Transporter. Der VW-Konzern hat zudem angekündigt, seine Palette auszubauen. Wer jetzt kaufen will, kann, außer bei Audi und VW, bei Mercedes, Opel, Fiat und Seat schauen. Oberhalb der Kompaktklasse oder im SUV-Bereich ist die Auswahl kleiner, doch sind inzwischen auch Mittelklassewagen, Minivans und kleine SUV erhältlich.

Kosten: Der Aufpreis für den Erdgasmotor ab Werk beträgt grob gerechnet 3.000 Euro. Die Nachrüstung ist theoretisch möglich, aber nicht wirtschaftlich. Wer ausschließlich im Gas-Modus und nicht im Benzinbetrieb fährt, kommt bei einer Kilometerleistung oberhalb von 10.000 pro Jahr in der Gesamtkostenbilanz häufig bereits günstiger weg als mit einem Benziner oder Diesel. Erdgas kostet derzeit an der Tankstelle umgerechnet nur halb so viel wie Benzin. Der Verbrauch ist zwar etwas höher, doch mit steigender Fahrleistung wächst das Sparpotenzial. Der Erdgasantrieb ist nicht zuletzt bei Taxis beliebt – auch weil diese sich nie weit von der heimischen Gastankstelle entfernen.

ACE-Tipp: Alte Diesel nicht umrüsten, sondern Erdgasautos bestenfalls direkt kaufen. Die Umrüstung eines Diesels ist teurer und umständlicher als die eines Benziners. Der Dieselmotor ist ein Selbstzünder: Diesel wird im Brennraum komprimiert und endzündet sich durch den hohen Druck von selbst. Will man Gas entzünden, benötigt man hingegen einen Zündfunken (Zündkerze). Benzin hingegen wird vergast und mit Hilfe der Zündkerze entzündet. Es kann somit unkompliziert eine weitere Zuleitung für Gas gelegt werdenund statt des Benzin-Luftgemischs wird das Gas im Kolben mit der Zündkerze entzündet.
Autogas: Alternative für Vielfahrer oder wenn der ältere Benziner droht eine Kostenfalle zu werden

Fahrzeuge, die mit Flüssiggas (LPG) betrieben werden, bilden derzeit den größten Anteil an alternativen Antrieben ab: Rund 500.000 Fahrzeuge sind aktuell mit Flüssiggasantrieb unterwegs.

Vorteil: Autogas (LPG) ist günstig und vielerorts verfügbar. Es gibt mehr Tankstellen die Autogas anbieten als Erdgas (CNG). Nach Angaben des deutschen Verbandes für Flüssiggas bieten derzeit bundesweit über 7.100 Tankstellen Autogas an. Damit ist Autogas etwa an jeder zweiten Tankstelle in Deutschland verfügbar – darunter sind auch reine Autogas-Tankstellen. Europaweit kann an mehr als 40.000 Stationen Autogas gezapft werden. CO2- und NOx-Ausstoß sind im Vergleich niedrig: Der CO2-Vorteil fällt im Vergleich zum Benziner mit ca. 15 Prozent ins Gewicht. Stickoxide sinken gegenüber einem Benziner um 20 Prozent und im Vergleich zu einem Dieselmotor um über 95 Prozent. Allerdings ist die Gesamtumweltbilanz aufgrund der LPG-Produktionsbedingungen umstritten.

Nachteil: Nicht jeder Motor lässt sich umrüsten, bei Diesel ist es aufwändig, moderne Benziner machen ebenfalls Probleme. Dazu kommen (geringfügige) Leistungseinbußen im Gas-Betrieb und der Platzbedarf für den zusätzlichen Tank, der meist die Reserveradmulde füllt. LPG fällt als Nebenprodukt bei der Förderung und Verarbeitung von Rohöl an. Die Verfügbarkeit von Autogas ist somit unmittelbar an die Produktion von Öl gebunden und basiert somit auf endliche Ressourcen.

Modellangebot: Hersteller wie Opel, Kia und Dacia bieten ausgewählte Modelle mit werksseitig eingebautem Autogasantrieb an, meist Klein- und Kompaktwagen. Gängig ist aber auch die Umrüstung, die für viele Modelle mit Ottomotor verfügbar ist.

Kosten: Die Umrüstung auf Autogas kostet je nach Modell zwischen 1.800 und 3.500 Euro, bei Autogasautos ab Werk liegt der Aufpreis gegenüber einem vergleichbaren Benziner meist noch etwas höher. Trotzdem lohnt sich LPG, vor allem für Vielfahrer (ab einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern). Oder wenn der eigene, etwas ältere Benziner aufgrund seiner Durstigkeit droht, eine Kostenfalle zu werden.
Das Hybridauto: Alternative für den Übergang in die Elektromobilität und für die Fahrt in der Stadt und über Land

Hybridfahrzeuge nutzen einen Verbrennungs- und einen Elektromotor für den Antrieb.

Vorteil: Die Hybridtechnik ist ausgereift und bewährt, Anwendung und Bedienung sind simpel, mit klarem Sparpotential vor allem im Stadtverkehr. Beim Verbrauch sparen Hybrid-Nutzer zehn bis 15 Prozent gegenüber einem Benziner. Hybrid-Fahrzeuge stoßen aufgrund des zusätzlichen Elektromotors zudem ca. acht Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen aus als rein fossil betriebene Diesel und Benziner

Nachteil: Auf der Autobahn ist der Hybrid nicht effizienter als ein normaler Benziner.

Modellangebot: Das Neuwagenangebot beschränkt sich im Wesentlichen auf asiatische Modelle wie den Kia Niro und den Hyundai Ioniq sowie mehrere Modelle von Toyota. Gebraucht gibt es auch einige wenige Modelle von deutschen Premiumherstellern oder US-Firmen. Das Angebot wird künftig aber stark wachsen.

Kosten: Das Preisniveau von Hybriden liegt mittlerweile ungefähr auf dem Niveau vergleichbarer Dieselfahrzeuge. Auch beim Verbrauch erreichen sie rein mengenmäßig vergleichbare Werte. Die Fixkosten fallen gering aus. Vor allem Fahrer die viel im Stop-and-Go-Verkehr unterwegs sind, dürften in vielen Fällen günstiger wegkommen als mit einem Diesel. Ein Grund warum zunehmend Taxiunternehmen auf Hybridmodelle umsteigen.

ACE-Tipp: Hybrid-Fahrzeugen mit 48-Volt Technologie. Die Bremsenergie kann hier effizienter gespeichert und der Motor öfter ausgeschaltet werden (auch während der Fahrt).
Der Plug-in-Hybrid: zwischen Brücken- und Krückentechnologie

Es handelt sich hierbei um ein Auto, das seine Batterie auch über die Steckdose aufladen kann.

Vorteil: Je nach Batteriegröße können Plug-in-Hybride bis zu 50 Kilometer rein elektrisch fahren. Zudem bietet der Doppelantrieb aus E-Motor und Verbrenner in der Regel sehr dynamische Fahrleistungen.

Nachteil: Plug-in-Hybride haben, wie alle Hybridautos, im Grunde immer einen Motor zu viel an Bord. Ihre optimistischen Normverbrauchswerte gelten nicht nur deswegen als völlig unrealistisch. Zudem sind die Anschaffungskosten in Relation zu dem in der Praxis geringen Einsparpotenzial sehr hoch.

Modellangebot: Kürzlich explodiert und weiter wachsend – der Steckdosen-Hybrid gilt bei vielen Herstellern als Brückentechnologie zur Elektromobilität. In der Regel werden große Limousinen und SUV mit dem Technik-Mix aus Hybrid- und E-Antrieb ausgestattet.

Kosten: Rund 37.000 Euro kostet ein VW Golf GTE mit Stecker. Ein ordentlich ausgestattetes Standardmodell gibt es schon für 10.000 Euro weniger. Wer den Aufpreis über die Betriebskosten reinfahren will, muss regelmäßig Strom tanken und möglichst viel auch mit Strom fahren. Wer das kann, dürfte aber mit einem reinen E-Auto besser aufgestellt sein. Wer hingegen Benzin tankt, schleppt den E-Motor und den großen Akku unnötig durch die Gegend. Unterm Strich ist der Plug-in-Hybrid wohl eher Krücken- statt Brückentechnologie. Er nutzt der CO2-Bilanz der Hersteller weit mehr als dem Tankbudget seiner Halter.
Wasserstoffauto: aus Kostengründen nur bedingt eine Alternative

Es handelt sich im weitesten Sinn um ein Elektroauto, da es ebenfalls mit einem Elektromotor ausgestattet ist. Statt einer Batterie ist jedoch Wasserstoff der Energiespeicher. Für die Entstehung von Strom Innerhalb der Brennstoffzelle sorgt eine chemische Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff. Der so erzeugte Strom wird wiederum an den Elektromotor weitergeleitet und treibt das Fahrzeug an.

Vorteil: Wasserstoff kann innerhalb von drei bis fünf Minuten getankt werden und stellt eine höhere Reichweite bereit als E-Autos: über 500 Kilometer sind der Standard. Es treten zudem keine Emissionen, sondern nur Wasserdampf aus.

Nachteil: In Deutschland stehen nur wenige Wasserstofftankstellen zur Verfügung. Landesweit gibt es nur ca. 35. Für den Aufbau der kompletten Infrastruktur für den deutschen Pkw-Straßenverkehr wären Investitionen in der Höhe von 61 Milliarden Euro erforderlich, schätzen Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich. Wasserstoff kommt zudem in der Natur nicht in reiner Form vor. Er muss daher teuer aus Wasser und Erdgas hergestellt werden, was, zusätzlich zum Transport und zur Lagerung, einen hohen Energieverbrauch bedeutet. Bei der Wasserstoff-Gewinnung werden häufig fossile Brennstoffe eingesetzt und CO2 ausgestoßen. Wasserstoffautos sind somit nur sauber, wenn regenerativer Strom zum Einsatz kommt.

Modellangebot: Bisher bieten nur vereinzelte Hersteller Brennstoffzellen-Autos. Vorreiter sind Hyundai mit dem ix35 Fuel Cell und dem im Sommer 2018 erschienenen Nexo, Toyota mit dem Miraj und Honda mit dem Clarity Fuel Cell.

Kosten: Ein Kilogramm Wasserstoff kostet etwa 9,50 Euro und damit entsprechen die Kraftstoffkosten denen eines Benziners. Diesel ist günstiger. Aber der Bau von Wasserstofftankstellen ist immens teuer gegenüber Ladepunkten oder herkömmlichen Tankstellen. Und ökologisch ist der Wasserstoff auch nur, wenn er aus regenerativen Strom entsteht. Hinzu kommt das die Brennstoffzellen noch teuer sind.
Fazit

Testen Sie die Alternativen zum Diesel – schauen Sie auf die Verbrauchswerte und setzen Sie sich auch in den Wagen, denn er muss für Sie passen. Je nach Einsatzzweck sind Erdgas- und Hybridautos sowie sparsame gebrauchte Benziner empfehlenswert. Wer zu Hause oder am Arbeitsplatz Strom laden kann und auf seinen täglichen Fahrten in der Reichweite bleibt, testet auch ein E-Auto. Wenigfahrern empfiehlt es sich zudem, Alternativen zum eigenen Auto zu testen. Carsharing-Angebote können zum Beispiel interessant sein, für all diejenigen die eher selten aber regelmäßig einen Pkw benötigen. www.ace.de
ACE Pressestelle Berlin, Märkisches Ufer 28, 10179 Berlin

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