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MIG: Das Auto denkt mit

14 Oktober, 2010

Das Fahrzeug heißt "Made in Germany" (MIG). Es ist ein Auto, das sich ohne Fahrer durch den normalen Straßenverkehr bewegen kann.
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Nachdem bereits in der vergangenen Woche in Braunschweig ein "mitdenkendes" Auto präsentiert wurde, stellen jetzt also auch Berliner Forscher ihr "fahrerloses Fahrzeug"
der Öffentlichkeit vor. Entwickelt worden ist es von einem Team der Freien Universität Berlin um den Informatik-Professor Raúl Rojas. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Ausgestattet mit einer umfassenden Sensortechnologie ist der Passat in der Lage, selbstständig zu navigieren und zu reagieren. Für alle Gegebenheiten gerüstet wird er durch sechs Laserscanner mit je vier fixen Strahlen, einem rotierenden Laserscanner, sieben Radareinheiten für die Erkennung von vorausfahrenden und folgenden Autos, vier Videokameras und durch eine Wärmebildkamera zur Erkennung von Menschen und Tieren. In einem Radius von 70 Metern wird jedes Detail erfasst. Selbst Stoppschilder und - anders als das Braunschweiger Modell - sogar umschaltende Ampeln erkennt das Fahrzeug. Außerdem "weiß" es, wie Vorfahrtsregeln umzusetzen sind.

Weiterer Unterschied zum Braunschweiger Erprobungsfahrzeug: Die Steuerung des fahrerlosen Wagens erfolgt über ein externes, handelsübliches iPad. Eine speziell entwickelte Software greift auf die Schaltzentrale des Wagens zu und dirigiert ihn an den gewünschten Standort. Abgesehen davon sind die Videokameras und das GPS-System die wichtigsten Komponenten der Konstruktion. Das auf 10 bis 20 Zentimeter genaue GPS unterscheidet sich von handelsüblichen Navigationssystemen durch die Fähigkeit, auch bei kurzen Unterbrechungen des Satellitenempfangs weiter steuern zu können. Den Kern des Systems bilden mehrere Prozessoren. Diese sollen die zu verarbeitenden Daten empfangen, verarbeiten und vorausschauend berechnen. So kann das Auto eigenständig auf unvorhersehbare Situationen wie einen auf die Fahrbahn springenden Ball reagieren.

Damit nicht genug. Die Vision, die die Wissenschaftler um Prof. Rojas verfolgen, sieht fahrerlose Elektrofahrzeuge im Rahmen von Car Sharing-Projekten auf den normalen Straßen. Lange Reihen an Straßenrändern geparkter Autos könnten dadurch langfristig aus dem Stadtbild verschwinden.
Vielleicht schon in 20 bis 30 Jahren könnte ein jeder über seine Mobilfunkeinheit auf den Service zugreifen. Mit einem Flatrate-Angebot der Hersteller für die speziellen Fahrzeugmodelle wäre das durchaus vorstellbar.

Zwar haben moderne Fahrerassistenzsysteme bei Serienmodellen schon heute ein hohes Niveau erreicht. Im MIG sind sie sogar so weit ausgereift, dass man laut den Berliner Forschern theoretisch jetzt schon im normalen Straßenverkehr damit fernchauffiert werden könnte. Allerdings sind die infrastrukturellen Fragen wie zu Versicherung und Führerscheinproblematik noch nicht einmal ansatzweise geklärt. Auch der gesellschaftlichen Bereitschaft, dem Auto als individuellem, emotionalem Spaßobjekt zu
entsagen, ist noch kein Weg geebnet. Renate Freiling/mid Freiling/mid

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